Energiepreise

Fakten, Hintergründe, Strategien

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Die Preise für Gas und Strom fahren seit zwei Jahren Achterbahn. Nachdem die Energiepreise im August und September 2022 zum Teil um das Zehnfache gestiegen sind, liegen sie aktuell wieder auf einem halbwegs erträglichen Niveau. Sie sind aber noch immer mehr als doppelt so hoch wie vor der Corona-Krise. Für deutsche Industrieunternehmen sind Höhe und Volatilität der Strom- und Gaspreise Gift. Was ist los? Wie geht es weiter?

Gründe für die Energiekrise

Der Ukraine-Krieg wird gerne als Hauptgrund für die hohen Energiepreise genannt. Das stimmt nur teilweise. Sie sind bereits 2021 gestiegen. Putin hat die Entwicklung nur beschleunigt. Der Strompreis in Deutschland liegt im internationalen Vergleich seit vielen Jahren an der Spitze. Er wurde vor allem durch energiepolitische Entscheidungen nach oben getrieben. Die Erhöhung des CO2-Preises, die EEG-Abgabe und Stromsteuern hinterlassen ihre Spuren. Hinzu kommt noch, dass abgeschriebene deutsche Kohle- und Kernkraftwerke sukzessive abgeschaltet werden, ohne dass eine stabile regenerative Alternative vorhanden ist.

Eine preistreibende Rolle spielt auch das als Marktdesign bezeichnete Merit-Order-System auf den Strom-Spot-Märkten. Im August 2022 hat die in Ratingen ansässige Trading Hub Europe im Auftrag der Bundesregierung den Gasmarkt leer gekauft. Der Gaspreis stieg auf bis zu 350 Euro pro Megawattstunde. Nur zum Vergleich, 2018 betrug er nur 25 Euro/MWh. Daraufhin zog im September der Strompreis an, da die teuren Gaskraftwerke nach dem Merit-Order-System als Grenzanbieter den Preis für alle Anbieter bestimmten. So fuhren die Betreiber von Windkraftanlagen und klassischen Kraftwerken exorbitante Übergewinne ein.  

Internationale Entwicklungen

Interessant ist auch, dass russisches Gas nun nicht mehr durch die zerstörten Nordstream-Pipelines nach Deutschland fließen kann, gleichwohl aber russisches LNG-Gas über den Umweg Belgien zu uns kommt. Gas ist explizit von den Sanktionen ausgenommen. Russland war 2022 nach den USA sogar zweitwichtigster Lieferant von LNG-Gas in die EU. Russisches LNG-Gas kommt nun mit eisbrechenden Flüssiggastankern von der polaren Halbinsel Jamal, wo in den letzten Jahren riesige Gasfelder erschlossen sowie ein Hafen und zwei Verflüssigungsanlagen im Wert von 26 Mrd. Euro gebaut wurden. Betreiber ist das private russische Energieunternehmen Nowatek, an dem auch China und der französische Total-Konzern beteiligt sind. Mehr zur polaren Seidenstraße hier.

Auch russisches Öl kommt offensichtlich auf Umwegen wieder zurück in die EU. Der russische Öl-Handelsplatz hat sich nach Ansicht von Experten von Genf nach Dubai und Singapur verlagert. Dort wird russisches Öl verschnitten und wieder mit einem Preisaufschlag in die EU verschifft. Ganz aktuell ist die Meldung, dass über die russische Druschba-Pipeline wieder Öl nach Deutschland (Schwedt) geliefert wird. Das Öl kommt jetzt offiziell aus Kasachstan. Die Russen erhalten nun „lediglich“ eine Durchleitungsgebühr mit dem Effekt, dass in Deutschland alles teurer wird.

Aussichten für die Wirtschaft

Internationale Konzerne wie Bayer, BASF und VW haben schon die Konsequenzen gezogen und verlagern ihre Produktion zunehmend nach China und/oder in die USA, die mit sehr niedrigen Energiepreisen und Subventionen aus dem neuen Programm des Inflation Reduction Act (IRA) locken. Auch große Mittelständler wie Schaeffler investieren nicht mehr in Deutschland. Die Optionen für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) sind begrenzt. Kurzfristig helfen nur, die Produktion stillzulegen und Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Das ist auch der Hauptgrund für die von der Bundesnetzagentur gefeierten Senkungen des Gasverbrauchs. Auch die Energiepreisbremse, die ab dem 1. März gilt, wird nur begrenzt den wenigen anspruchsberechtigten Unternehmen helfen. Die Konditionen der Bundesregierung sind wohl zu streng. Viele Unternehmen sehen große Risiken, dass sie die Subventionen nachher wieder zurückzahlen müssen.

Wenn die Preise nach dem gewaltigen Auf und Ab der letzten Monate ab jetzt immer noch dauerhaft das Zwei- bis Dreifache der Vor-Corona-Zeit betragen, wovon viele Experten ausgehen, wird das die Deindustrialisierung beschleunigen. Denn die meisten guten Unternehmen haben in den letzten Jahren schon alle Stellschrauben beim Energiemanagement bis zum Anschlag gedreht. Das Restpotenzial dürfte eher ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Wer über genügend Kapital verfügt, der könnte auch über eigene regenerative oder konventionelle Minikraftwerke nachdenken, vielleicht auch als Kooperationsprojekt in einem Gewerbegebiet.

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